Moin und Gude liebe Genossinnen und Genossen
Für uns als kommunistische Gruppe gibt eigentlich kaum etwas zu den aktuellen Ereignissen in Israel zu sagen, als festzuhalten, dass Antifaschismus immer auch Solidarität mit Israel meinen muss. Doch leider scheint das nicht zu reichen.
Was sich seit Anfang Oktober artikuliert, ist nicht der antikoloniale Befreiungskampf eines Frantz Fanon, sondern dessen kleiner hässlicher Bruder, der die schon immer fragwürdigen – jedoch in klassenkämpferischer Rhetorik gebändigten – nationalistischen und antisemitischen Tendenzen zu seinem Wesenskern erklärt hat. Es geht der Hamas um nicht weniger als um die erneute Artikulation einer schon tausendmal ausgesprochenen Vernichtungsdrohung.
Der islamistische und antisemitische Terror versucht all jenes Leben zu vernichten, dass nicht in sein Weltbild passt.
Gerade an israelischen Frauen wird dabei ein besonders patriarchaler und faschistischer Machtanspruch artikuliert, dem eigentlich jeder Mensch mit Verachtung begegnen müsste, dem irgendetwas an Worten wie Emanzipation oder Revolution zu liegen scheint.
Dass dies nicht der Fall ist, überrascht nicht, spricht jedoch Bände. Denn überall tauchen sie jetzt wieder auf, jene vermeintliche Kommunist*innen, Sozialist*innen und pseudolinken, die im jüdischen Staat selbst das Problem der Staatlichkeit an sich überwinden wollen – ohne zu verstehen, dass es gerade jene kapitalistische Staatlichkeit ist, die den Antisemitismus erst ideologisch notwendig macht.
Doch die Ablehnung des jüdischen Staats äußert sich auch subtiler. Der Antizionismus der Berliner Republik gibt sich freundschaftlich und geschichtsbewusst. Gerade unter Freund*innen möchte man ehrlich sein und Spannungen ansprechen. Insbesondere über die leidige Meinungsverschiedenheit, die den deutschen Handelspartner und gleichzeitigen israelischen Todfeind, die islamische Republik Iran betrifft, muss auf Augenhöhe und ergebnisoffen diskutiert werden können.
Dabei vergisst man, dass in der gemeinsamen Geschichte der eine Staat diejenigen industriell vernichten wollte (und es beinahe geschafft hat), die der andere Staat heute beschützen will – genau wie man vergisst, dass Israel nur eine einzige Handlungsmöglichkeit gegenüber dem Iran hat, will es dieses Schutzversprechen gegenüber seiner Bevölkerung einhalten. Die Selbstverteidigung mit allen notwendigen Mitteln ist für Israel die einzige Möglichkeit zu existieren.
Das die Befürworter des Terrors und die falschen, weil deutschen Freund*innen Israels gemein haben, ist die Staatskritik am falschen Objekt. Was an den abstrakten Verhältnissen zu denunzieren wäre, können sie einzig und allein am jüdischen Staat ausmachen. Ihnen erscheint Israel als Grundübel einer Welt voller Leid und Elend.
Undenkbar erscheint es ihnen, dass ein Staat notwendigerweise Gewalt ausüben muss, um überhaupt existieren zu können. Recht und Ordnung scheinen ihnen vom Himmel gefallen zu sein und nicht als Produkt einer gewaltausübenden Entität. Die Gewalt, die sie in diesem Rechtsfetischismus verdrängen müssen, erkennen sie in Israel und wollen sie mit Israel aus der Welt schaffen. Doch auch diejenigen unter unseren linksradikalen Genoss*innen, die von der allgemein von Staaten ausgehenden Gewalt etwas wissen, tun sich schwer damit, neben der roten Fahne auch die israelische Fahne zu tragen.
Auch können sie es nicht sein lassen, sich eine Meinung zur israelischen Politik und dem israelischen Ministerpräsidenten zu bilden. Als ob der israelische Ministerpräsident irgendetwas damit zu tun hätte, dass die negative Aufhebung der Klassen im Antisemitismus für autoritäre Bewegungen auf der ganzen Welt einen besonderen Reiz bereithält. Insbesondere mit wem er international zusammenarbeitet, erachten sie dabei für erwähnenswert.
Doch Der Staat Israel kann es sich nicht erlauben, irgendeine Meinung gegenüber anderen Staaten zu haben – außer der zentralen Frage: unterstützen sie uns bei der Selbstverteidigung oder nicht?
Und genau deshalb geht es nicht darum, dass Israel im Gegensatz zu anderen Staaten irgendwie humaner wäre, sondern darum, dass Israel durch die Inhumanität der anderen Staaten zur einzig möglichen Verteidigung der Jüdinnen und Juden geworden ist. Wer es mit dem Kommunismus ernst meint, der kann weder seine Staats- und Kapitalkritik vergessen, noch die Opfer ihrer negativen Formen – Antizionismus und Antisemitismus – auf den St. Nimmerleinstag der Revolution vertrösten.
Der israelische Staat ist und bleibt in der aktuellen, staatlich organisierten Welt die einzige Möglichkeit einer jüdischen Selbstverteidigung – also im Stande der Unfreiheit die unmittelbare Bedingung der Möglichkeit, dass Auschwitz noch einmal geschehe, zu verhindern.
Erst in einer befreiten Gesellschaft lässt sich dieser notwendige jüdische Partikularismus mit der geeinten Menschheit versöhnen – und diese Versöhnung wird sicherlich nicht durch systematische Vergewaltigungen und Exekutionen der Zivilbevölkerung erreicht, wie wir sie gerade erlebt haben. Und deswegen gilt heute wie an jedem anderen Tag: Die israelische muss neben der roten Fahne von allen getragen werden, die im Kommunismus mehr als ein intellektuelles Hobby sehen und den Glauben an die erlöste Menschheit nicht einem besserwisserischen Zynismus geopfert haben.
In diesem Sinne: Krieg den deutschen Zuständen, Antifa heißt Solidarität mit Israel & für den Kommunismus.
Sonnige Grüße, Solarium – kommunistische Gruppe Bremen.