Seit Montag dem 20. Mai haben Personen aus dem Kreis der links-autoritären „Studis gegen rechte Hetze“ ein sogenanntes Palästina-Camp auf dem Gelände der Goethe-Universität errichtet. Verschiedene Devotionalien zeigen Landkarten Palästinas ohne Israel und von „76 Jahre Widerstand“ ist die Rede.
Am Dienstag fand ein Vortrag zu „Antimuslimischem und antipalästinensischem Rassismus“ statt. Ein Foto zeigt den Dozenten des Vortrags, Mohammed Naved Johari, sitzend neben einer Nikab tragenden Influencerin.
Johari während seines Vortrags am Campus der Goethe Universität
Johari ist Imam der eher nach einem Unternehmen klingenden Moscheegemeinde „Islamische Informations- und Serviceleistungen“ (IIS), die in der Wächtersbacher Straße 95 in Frankfurt Fechenheim beheimatet ist.
Die aktuelle Vereinsstruktur des IIS
Das IIS und die Muslimbruderschaft
Das IIS gibt sich nach außen transparent, die Satzung ist auf der Website veröffentlicht und sogar ein Impressum ist angegeben. Die Gemeinde beschreibt sich als ethnisch ungebunden und tolerant, „Andersdenkende und Andersgläubige“ sind in den Räumen des IIS ausdrücklich willkommen. In der Vergangenheit wurden jedoch auch Verbindungen zu zentralen Akteuren und Organisationen der Muslimbruderschaft offengelegt. Auch der Verfassungsschutz bezeichnet die IIS als der Muslimbruderschaft zugehörig.
So wurde 2019 eine Kritik laut, als Johari und andere Imame an einem theologischen Seminar der Bruderschafts-Kaderschmiede „Europäisches Institut für Humanwissenschaften“ (EIH) in Frankfurt teilnahmen. Johari wies die Vorwürfe umgehend als Kontaktschuldargument zurück. Doch ein kleiner Blick zeigt noch weitere Verquickungen. Mohammed Naved Johari hat im vergangenen Jahr als Gast im „Islamischen Zentrum Frankfurt“ (IZF) referiert, das wie das IIS der Muslimbruderschaft zugerechnet wird und derzeit ein enormes Bauprojekt im Frankfurter Stadtteil Griesheim plant. Gleichzeitig werden regionale Kader der Bewegung wie Khaled Hanafy in der Moscheegemeinde des IIS als Ehrengäste angekündigt.
Hanafy ist gern gesehener Gast im IIS wie hier im Jahr 2017
Es gehört zur Strategie der Muslimbruderschaft, eine doppelte Agenda zu führen. Nach außen gibt man sich bewusst tolerant und demokratisch, interessiert sich gar für interreligiösen Dialog mit jüdischen Gemeinden und gibt sich ungebunden von islamischen Rechtsschulen und nach Nationalitäten ausgerichteten Moscheeverbänden. Natürlich wird nicht öffentlich behauptet, Teil der global agierenden Bruderschaft zu sein. Als Methode wählen diese legalistischen IslamistInnen den Marsch durch die Institutionen, interagieren mit Lokalpolitik und Zivilgesellschaft und inszenieren sich als Vertreter eines gemäßigten Islam, weil sie sich von den gewaltorientierten IslamistInnen abgrenzen können. Das letzte Ziel bleibt aber wie bei den DjihadistInnen eine auf der islamischen Gesetzgebung Scharia ausgerichtete Umstrukturierung der Gesellschaft und des politischen Lebens aller.
Dass die Verteidigungsstrategie über das Kontaktschuld-Argument nur Fassade ist, zeigen interne Protokollpapiere des IIS, bei denen über die Verbindungen zur Muslimbruderschaft diskutiert wird.
Johari verteidigt den Staat Qatar und den Chefideologen der Muslimbruderschaft im Plenum
Im Jahr 2006 wurde dem IIS unter anderem wegen dieser Verbindungen der Status der Gemeinnützigkeit entzogen. Es geht dabei um die Mitgliedschaft des IIS in größeren Verbänden aus dem Geflecht der Muslimbruderschaft, Verbindungen zu Bruderschafts-Organisationen wie der Deutschen Muslimischen Gemeinschaft (DMG, vormals IGD) und deren Jugendorganisation, sowie um Kontakte zu Kadern wie dem oben genannten Khaled Hanafy oder die Einladung des Imams des Islamischen Zentrum München, das als Mutterorganisation der Muslimbruderschaft in Deutschland gilt.
Darüber hinaus wurden Bücher des Münchener Kaders Ahmad von Denffer und des in Qatar sitzenden Chefideologen der Muslimbruderschaft, Yusuf Al-Qaradawi, vom IIS verkauft. Dieser Chefideologe hält die Verschleierung für Frauen und deren Fügung unter den Ehemann für verpflichtend, fordert die Todesstrafe für außerehelichen Geschlechtsverkehr, rechtfertigt die Verstümmelung weiblicher Genitalien und bezeichnet Homosexualität als „geschlechtliche Abartigkeit“, für die 100 Peitschenhiebe als Strafe zu verfügen sind. Den Holocaust bezeichnet er als „Allahs Weise der verheerenden Rache“ und hofft ganz offen, dass der nächste Holocaust durch die Muslime begangen wird.
„Heirat oder Schlussmachen“ – Johari hat auch keine Lust auf Sex vor der Ehe
Höhepunkt dieser internen Papiere bildet der Kurzbeitrag zur „Reise nach Qatar im Rahmen des interreligiösen Dialogs“, an der neben dem Kader Khaled Hanafy auch der auf dem Camp als Redner aufgetretene Imam des IIS Mohammed Naved Johari teilgenommen haben. Zuvor gab es anscheinend interne Kritik an der geplanten Reise wegen Bedenken zum Staat Qatar und zur Person Al-Qaradawi. Johari ist es, der in der Sitzung beide in Schutz nimmt: „Dieser Staat genießt internationales Ansehen“ und „Al-Qaradawi [religiös] verfechtet und belegt“, heißt es im Protokoll.
Wie selbstverständlich berichtet Johari von Besuchen beim islamistischen Propagandasender der Bruderschaft, Al Jazeera, oder bei der „Internationalen Union Muslimischer Gelehrter“, die als oberste Autorität der Muslimbruderschaft gilt und deren Vorsitzender Al-Qaradawi Zeit seines Lebens und auch während dieser Reise persönlich war. Es wird also mehr als deutlich, dass das nette Lächeln von Johari aufgesetzt und dessen Antirassismus politisches Tarnmanöver ist.
Mohammed Naved Johari zum IS, Salafismus, Charlie Hebdo und Israel
Nachdem im Januar 2015 ein Terrorkommando des Islamischen Staats die Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo überfällt und ein Blutbad mit elf Toten anrichtet, widmet der Frankfurter Rapper „SadiQ“ (bürgerlich: Sadiq Zadran) dem Anschlag ein Lied, in dem es unter anderem heißt: „komm‘ mit der AK – al-Qaida-Slang // Schieße für Gaza, Guantanamo, Mali // ich baller‘ mit Arabern, Pariser renn‘ // für Palestine Sham, leb‘ im Ghetto // Der Khorasani, wir lieben den Tod […] Ziel’ auf die Zeichner der Karikatur // Verbrenne die Blätter der Charlie Cartoons“. Während der Kampagne „Make racists afraid again!“ wurde auch ein Imbiss des Rappers angegriffen.
Der in Frankfurt geborene Johari wird in einem Interview 2017 zu diesem Angriff auf den IS-Unterstützer befragt. Johari spricht von einem Versuch der Diskreditierung und Hetze, bezeichnet den Angriff als rassistisch und solidarisiert sich mindestens implizit mit dem Frankfurter IS-Unterstützer Sadiq Zadran. Im selben Interview spricht er von Salafismus als Kampfbegriff, um die Muslime zu diskreditieren, was nach Selbstverteidigung klingt, wenn man bedenkt, dass auch der bekannte deutsche Salafist Pierre Vogel schon im IIS zu Gast war. Die Karikaturen von Charlie Hebdo vergleicht er mit Karikaturen aus der Propaganda des Nationalsozialismus. Und wenn das Kunstfreiheit sei, dann gelte die auch für Sadiq Zadran.
Während des Gaza-Kriegs 2014 trat Mohammed Naved Johari als Redner auf einer Kundgebung in Gießen auf, bei der der Imam des IIS mit dem Ruf ‚Takbir – Allahu Akbar’ begrüßt wurde. In seiner Rede bezichtigt er Israel, die palästinensische Bevölkerung auszuhungern, spricht davon, dass Israel systematisch Terrorismus und Genozid betreibt und dass es „extreme Juden gibt, die in ihren religiösen Ansichten den Kern für den Faschismus verbreitet haben. Und das wird in diesem Land leider wenig thematisiert.“ Die Menge reagiert mit Jubel und der Parole „Kindermörder – Israel“. In der Menge finden sich neben Schildern, in denen Davidsterne durchgestrichen und der Holocaust relativiert wird, mehrere Flaggen der palästinensischen Hamas, was nur folgerichtig erscheint, da die Hamas den palästinensischen Zweig der Muslimbruderschaft bildet.
Das islamische Glaubensbekenntnis (Schahada) auf grünem Grund ist die Flagge des palästinensischen Zweigs der Muslimbruderschaft, der Hamas und ist mehrfach im Publikum zu erkennen während Johari seine Rede hält.
Johari spricht bereits 2014 davon, dass man sich besser vernetzen und neue antizionistische Bündnisse über die islamische Gemeinde hinaus schaffen solle. Es ist die Strategie der Muslimbrüder, die von den „Studis gegen rechte Hetze“ und ihrer Entourage im Camp an der Goethe Universität dankend angenommen wird.
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